Als Seefahrer Nation waren sie einst bekannt und gefürchtet. Die Anfänge der königlich-britischen Marine bildeten sich im Verlauf des 16. Jhdt. unter dem Tudor-König Henry VIII. und nach und nach erwuchs daraus eine beachtliche Flotte. Die britische Royal Navy bestritt Seeschlachten und eroberte neue Kolonien für die britische Krone und brachte natürlich nicht selten regionale Spirituosen von ihren Eroberungen mit. So war es wohl eine Art Ur-Rum, den man bei der Landung 1655 auf Jamaika entdeckte. Die Spanier hatten die Insel vernachlässigt, nachdem dort keine Edelmetalle gefunden wurden und waren nach Mexiko weitergezogen. Die Briten blieben und Jamaika gehört heute noch zur Commonwealth.

Die Verpflegung auf See war immer eine große logistische Herausforderung und auch das Bier als flüssiges Brot und zur Motivation der Matrosen wurde bei langen Überfahrten nicht selten schlecht. Die Admiralität indes genoss die hochwertigeren Qualitäten aus Sherry und Portwein. Schnell wurde bekannt, dass sich aufgespritete Getränke länger lagern lassen und Spirituosen erst recht. So bekamen die Matrosen ab dem 17. Jhdt. nach und nach ihre täglichen Rationen Rum. Noch bis ins 18. Jhdt raffte allerdings die Vitamin-Mangelerscheinung „Skorbut“ mehr Matrosen hinweg, als durch irgendwelche Schlachten. Erst seit dem Ende des 18. Jhdt. war es üblich, Zitrussäfte zur Vorbeugung von Skorbut an Bord mitzuführen (weshalb die Angehörigen der British Navy übrigens auch gerne „Limeys“ genannt wurden). Mittlerweile wurde zudem auch Gin auf den Schiffen der Royal Navy ausgegeben und getrunken.

Der erste Lime Cordial wurde 1867 von Lauchlin Rose als „Rose’s Lime Juice Cordial“ in Schottland zum Patent angemeldet. „Cordial“ steht hier für Balsam und von der Zuckermenge befand sich das Elixir irgendwo zwischen Sirup und Saft. Der British Navy war es fortan möglich, durch Zucker konservierten Limettensaft auch auf langen Seereisen an Bord mitzuführen. Die Besatzung hatte mit dem zu Lime Juice verarbeiteten Limettensaft ein ganz ähnliches Problem wie mit dem chininhaltigen Tonic, das seit Mitte des 19. Jhdt. mit Kohlensäure abgefüllt wurde und verstärkt zur Malaria-Prophylaxe verwendet wurde. Beides schmeckte wohl zu dieser Zeit pur eher so mittelprächtig und im Gegensatz zu den zu früheren Zeiten in Rum eingelegten Zitronen machten diese neuen „Kurmittel“ auch nicht beschwipst. Also schütteten sich die englischen Seefahrer fortan Gin in ihren Lime Juice oder Tonic und fuhren weiterhin leicht alkoholisiert, aber „gesund“ über’s Meer. Beide Drinks entstanden somit wohl mehr aus einer medizinischen Notwendigkeit heraus.

Namenspate des Gimlet ist mit großer Wahrscheinlichkeit Sir Thomas Desmond Gimlette, Konteradmiral und Flottenarzt der Royal Navy. Er trat im Oktober 1879 der Kriegsmarine des Vereinigten Königreichs bei. Ob er selbst als erster die Idee hatte, Lime Cordial mit Gin zu mischen, ist allerdings nicht belegt, er hat diese Kombination wohl selbst gerne getrunken und es seinen Männern verordnet. Es ist davon auszugehen, dass die ersten Gimlets auf britischen Schiffen Ende des 19. Jhdt. getrunken wurden.

Zur Vollständigkeit sei erwähnt, dass der Ausdruck „gimlet“ auch die englische Bezeichnung für einen Holzbohrer ist. Ab und an ist nämlich zu lesen, der Cocktail verdanke seinen Namen dem Umstand, dass die Fässer, welche die konservierten Zitrussäfte auf den Schiffen enthielten, mit einem solchen Werkzeug von den Matrosen angebohrt wurden. Verglichen mit der Admiral Gimlette-Geschichte erscheint einem diese Version jedoch relativ unwahrscheinlich. Die Geschichte des Gimlet beginnt also im 19. Jahrhundert. In den Barbüchern und auf den Barkarten erscheint er aber erst in den 1920er Jahren. Und hier beginnt auch die Frage nach dem Rezept, der Zubereitung und dem richtigen Glas: Die erste Erwähnung des Drinks findet sich in „Harry’s ABC of Mixing Cocktails“ von Harry McElhone, als er 1919 noch im Ciro’s Club in London arbeitete, bevor er 1923 in Paris die „New York Bar“ Bar erwarb und sie in „Harry’s New York Bar“ umtaufte. Das Rezept lautet: „2/3 Gin, 1/3 Lime Juice Cordial, shake & strain, keine Glasangabe“. Einige Jahre später, 1927, variiert McElhone das Rezept selbst in seinem neuen Buch „Barflies & Cocktails“:“1/2 Coates’ Plymouth Gin, 1/2 Rose’s Lime Juice Cordial, stir and serve in same glass. Can be iced if desired. A very popular beverage in the Navy“. Weiterhin werden keine genauen Angaben zum Glas gemacht, es ändern sich die Zubereitungstechnik und die Mengenverhältnisse. Das Servieren auf Eis ist dem eigenen Ermessen überlassen.

Gehen wir weiter in der Geschichte, ins aktuelle Jahrhundert: Dale DeGroff, der „King of Cocktails aus New York“, der sich in den 90ern um die Wiederentdeckung alter Rezepturen und Klassiker bemühte, schreibt 2002 in seinem Buch „The Craft of the Cocktail“: „ A real Gimlet wants the taste of preserved lime juice. When the drink is made with fresh lime juice and sugar, it is a sweet Gin Rickey, not a Gimlet“. Sein Rezept lautet: 50ml Gin, 15ml Lime Juice Cordial, Lime wedge for garnish, shake & strain into a chilled martini glass or serve over ice in an old-fashioned glass. Die Mengenverhältnisse und Zubereitung orientieren sich am ersten Rezept von McElhone, es werden hier bereits zwei Glasvarianten einmal als „straight up“ und einmal als „on the rocks“ genannt.

Der für seinen eher trockenen Geschmack berüchtigte Gary „Gaz“ Regan schlägt schließlich in „The Bartender’s Gin Compendium“ von 2009 folgende Variante vor: 75ml Gin, 20ml Lime Juice Cordial, such as Rose’s, 1 lime wedge, as garnish, stir over ice and strain into an ice-filled old-Fashioned glass, add the garnish.

Es zeigt sich also: Ein verbindliches Rezept existiert nicht. Je nachdem welches Buch man konsultiert, liest man von gleichen Teilen der Zutaten bis hin zu sehr trockenen Interpretationen. Mal wird der Drink „on the rocks“, mal „straight up“ serviert, mal soll man zum Shaker, mal zu Rührglas und Löffel greifen. Ein Gimlet ist meiner Meinung nach ein trockenes Getränk, d.h. tendenziell ist weniger Lime Juice Cordial bei der Zubereitung besser. Natürlich besteht aber die Möglichkeit, den Drink an eigene Vorlieben anzupassen. Ich finde gerührt und „straight up“ sieht er einfach sehr stilvoll aus und vermutlich würde ein Admiral ihn auch so trinken ;-)

Fest steht jedoch: Er sollte mit Gin zubereitet werden. Er funktioniert natürlich auch mit anderen klaren Spirituosen, aber ein Sir Thomas Desmond Gimlette verlangt nach Gin. Ay, ay Sir!